Knabbeln und Beschüte

Westfälische Knabbeln und Beschüte

Geschichte

Auf den Höfen wurde in den vergangenen Generationen das Brot für den täglichen Bedarf noch selber gebacken. Oft wurde im "Backs", einem kleinen separaten Hofgebäude, in dem der gemauerte Backofen stand, wöchentlich Brot gebacken. Der Ofen wurde mit Holz angeheizt. Im ersten Backgang wurden Mischbrot, Weißbrot und Rosinenbrot gebacken. Für Knabbeln wurde z. B. aus 25 kg Weizenmehl 10 Brote gebacken. Diese 10 Brote wurden dann zu Knabbeln weiter verarbeitet. Dazu riss man die noch heißen Weißbrote in grobe Stücke auseinander. Die dampfenden Brotbrocken wurden auf Horden (wie ein Lattenrost) zurück in den Ofen geschoben und in der Nachwärme "knabbeltrocken" getrocknet. Das hat 3 - 4 Tage gedauert. Wichtig war, und ist es auch heute noch, dass die Knabbeln richtig trocken sind, denn sonst sind sie nicht monatelang haltbar. Die Knabbeln wurden in Leinensäcken oder in einer Holztruhe an einem trockenen Ort aufbewahrt. Ein wichtiger Grund für diese Knabbelherstellung war, dass man so einen Teil des gebackenen Brotes lange haltbar machen konnte.
Knabbeln wurden früher gerne als erstes Frühstück gegessen. Man tunkte (tauchte) sie in Milchkaffee oder heiße Milch ein. Dieser Milchkaffee befand sich nicht in einer Tasse, sondern in einem "Kümpken" (kleine tiefe Schüssel). In manchen Familien gab es die Knabbeln auch als Vorspeise zum Mittagessen (wie eine Suppe). Hierzu wurden Knabbeln noch kleiner gebrochen, damit sie auf einen Suppenlöffel passten, in eine Suppenterrine gelegt und mit sehr kalter Milch übergossen. Am leckersten ist diese "Knabbelmilch", wenn die Knabbeln nur 5 Minuten in der Milch einweichen. Die Knabbeln sollen Innen noch etwas knusprig sein.

Heute

In manchen Bauernfamilien gibt es diese erfrischende Knabbelmilch noch heute in den Sommermonaten. Es ist ein schnell gemachtes, magenfreundliches, erfrischendes und auch sättigendes Gericht. Knabbeln kann man auch heute noch als traditionelles Gebäck in Bäckereien im Münsterland kaufen.

Beschüte im Westmünsterland

Im Westmünsterland heißen die Knabbeln "Beschüte". Sie haben nicht nur einen anderen Namen, sondern sind auch ein etwas anderes Gebäck, nämlich ein Zwieback. Ebenso wie Knabbeln werden Beschüte in einem Kümpken in Milchkaffee eingestippt und zum Frühstück gegessen. Beschüte haben wie Knabbeln den gleichen Vorteil der langen Haltbarkeit. Das ist der Grund, warum Beschüte und Knabbeln auf ganz vielen Höfen im Münsterland gebacken und täglich gegessen wurden. Die Menschen auf den Höfen und in den Dörfern konnten früher nur das essen, was der Hof und der Garten zu bieten hatte. Frische Milch von Kuh und Ziege und Getreide, das zu Brot verarbeitet wurde, stand zur Verfügung. So haben sich Knabbeln und Beschüte zu einer westfälischen traditionellen Speise entwickelt.

Rezept:
"Knabbeln"