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- Warum ist im Frühsommer die Heuernte seltener geworden?
Duftendes Heu kennen viele Kinder als Futter für ihre Kaninchen. Aber auch Kälber, Kühe und Pferde fressen Heu. Heu ist ein wertvolles Futter für alle Wiederkäuer. Wertvoll ist es, weil es rohfaserreich und damit gut für die Verdauung ist. Außerdem regt es das Kauen und die Aktivität der 3 Kuhmägen an.
Heu "machen" und ernten ist viel und oft vergebene Arbeit für die Bauernfamilien. Denn Heu braucht nach dem Grasschnitt bis zu 5 Tage Sonnenschein, um richtig trocken und lagerfähig zu sein. Diese 5 zusammenhängenden, trockenen Tage sind manchmal einfach nicht da. Dann regnet es, das Heu wird nass und der Regen laugt es aus. Viele Inhaltsstoffe gehen verloren. Das Heu verliert seine schöne helle Farbe und es duftet nicht mehr so intensiv. Es ist dann auch nicht mehr so schmackhaft für die Tiere. Solch ein Heu ist kein wertvolles Viehfutter mehr.
Also musste sich die Heuernte ändern. Um den Risikofaktor "Regen" einzudämmen, wird das Gras nicht mehr bis zum Heu getrocknet, sondern oft bereits nach einem Tag des "Anwelkens" geerntet für eine "Grassilage". Um möglichst viele Nährstoffe im Gras zu erhalten, wird das Gras für Rindvieh vor der Blüte abgeschnitten.
Für die Grasernte braucht man heute 2 Tage "gutes" Wetter (keinen Regen). Am 1. Tag wird das Gras gemäht und gewendet, damit es antrocknet. Am 2. Tag wird das Gras mit einem Schwader zu langen Bahnen zusammengeharkt. Jetzt kommt der große Grashäcksler zum Einsatz. Er nimmt die Grasschwaden auf und zerkleinert sie in 5-10 cm kurze Stücke. Er bläst das kurzgeschnittene Gras durch ein großes Rohr auf den Erntewagen. Die Treckerfahrer müssen bei dieser Aktion schon sehr genau fahren können, denn "das-auf-den-Wagen-blasen" geschieht während der Fahrt.
Auf dem Hof wird das geerntete Gras in das Fahrsilo abgekippt. Hier steht ein zweiter schwerer Trecker, der das abgeladene Gras im Fahrsilo verteilt und fest fährt. Seine Aufgabe ist es, die Grassilage Schicht für Schicht zu verdichten. Die Luft und damit der Sauerstoff sollen heraus, denn der Sauerstoff würde die Silage verderben. Wenn das Silo voll ist, werden zwei Lagen Silofolie darüber gelegt. Die Grassilage wird so luftdicht verschlossen. Im Inneren des Silohaufens beginnt nun eine saure Gärung durch Milchsäurebakterien wie bei der Sauerkrautherstellung.
Eine Grassilage ist alternativ auch in Rund- oder Quaderballen möglich. Dabei wird das Gras mit einer Presse zu Ballen geformt und luftdicht mit Folie umwickelt. Auch hier setzt dann die gewünschte Milchsäuregärung genau wie im Silo ein.
Diese Grassilage kann schon wenige Wochen nach dem Ernten an die Tiere verfüttert werden. Sie hat einen charakteristischen Geruch und wird von den Tieren gerne gefressen.
Solch eine Grassilage ist lange haltbar und ein guter Futtervorrat für den ganzen Winter und bis weit in das Frühjahr hinein.
Es wächst so viel Gras im Frühjahr und Sommer, dass ein Bauer seine Wiesen mehrmals im Jahr abernten kann.
Das klassische Heu wird aber weiterhin geerntet, da es u. a. als Grundfutter für Kälber und Pferde wichtig ist.